Gästehaus Berge - Gipfelstörmer

Moormann – der Asket

Paradiesvogel, Autodidakt, Quereinsteiger, Freigeist, Asket, „Möbelverleger“. Seine Produkte: Es, Abgemahnt, Siebenschläfer, Trude, Tagedieb und ähnliche. Seine Passion: Campen, VW T6 Holzklasse fahren, mit Liegerad und Zelt die Welt erkunden, Gebäuden zuhören. Alles zutreffend auf: Nils Holger Moormann.

Nils Holger Moormann Möbeltüftler seit 1982
Nils Holger Moormann Möbeltüftler seit 1982

Er nennt sich selber Spätstarter, hatte gerade sein Jura-Studium hingeschmissen, jobte als Hundefutterwerber, Postsortierer und Importeur von gebrauchten französischen Cabriolets. Ein Anhalter erzählt ihm von Münchner Architekten, welche Möbel aus Stahl bauen. Seine Euphorie und seine Faszination für Design, die ihn heute noch dauerbegleiten, sind ab diesem Moment für immer geweckt. 

Später Senkrechtstarter

Mit 1200 Mark gründet er 1982 die eigene Firma. Mit dem Regal Schuhkippe, einer Zusammenarbeit mit dem Schweizer Designer Weimann, landet er auf Anhieb einen Erfolg. 1989 gelingt Moormann mit dem FNP-Regal ein Grosserfolg, der bis heute anhält und stellvertretend steht für Vieles, was danach kommt.

Seither wurden dem Eigensinnigen – hier sei die Frage erlaubt, wieso gibt es eigentlich noch kein solch benanntes Möbelstück? – Ehrungen zuhauf zuteil. Um die 180 Auszeichnungen müssen es inzwischen sein. Kaum ein Design Museum, das nicht ein Moormann Exponat sein eigen nennt, von Paris, New York, London bis Florenz. Auch die Asiaten und Italiener haben ihn inzwischen entdeckt.

Nachhaltig Möbel bauen

Er, der sich doch der Einfachheit, der asketischen Gestaltung, der Nachhaltigkeit verpflichtet hat. Der sich bis heute dem schnellen Wachstum widersetzt und dessen Lieferanten (fast) alle aus Handwerksbetrieben im Umkreis von 30 Km stammen. Dessen Firmensitz in umgebauten alten Pferdestallungen im bayrischen Alpenland angesiedelt ist, mit Blick auf die Kampenwand. 

Er ist eben nicht einfach einzuordnen. Einer, der immer wieder mal aussteigt, um mit dem Liegerad und dem Zelt pedalend die Welt zu erkunden und gleichzeitig ein bodenständiger Unternehmer, der langjährige Mitarbeiter hält. Und der nur Geschäfte beliefert, die ihn und seine Formensprache verstehen. Diese bereist er selber, neuerdings mit dem vor wenigen Jahren selbst entworfenen VW T6 Holzklasse. Typisch Moormann! Aus einem Eigenbedarf entsteht was komplett Neues. Sein grösstes Talent ist es ja gerade, den Raum optimal zu nutzen durch Reduktion auf das Wesentliche, die Konzentration auf Qualität und die Vermeidung von Ressourcenverschleiss. Resultat ist ein beeindruckender T6-Umbau – Name: Holzklasse – der eine grosse Edelstahl-Arbeitsplatte, einen Jachtboden, Deckenverkleidung aus geöltem Eichenholz, eine Fussbank mit magnetischem Kehrbesen usw. enthält. „Er treibt die Schönheit des Schlichten auf die Spitze,“ so Autobild. 

Elegante Askese

Ein Teil des Erfolges steckt im Widerspruch, den er gleichermassen lebt und liebt. Hinter den augenzwinkernden Namen seiner Möbel stecken oft monatelange Tüfteleien, kopf-zerbrechende Sitzungen der „Gspinnertn“, so die Türaufschrift der Entwicklungsabteilung. Resultat sind verblüffend einfache geradlinige Konzepte, und am Ende Möbelstücke,. die auf asketisch-elegante Weise Probleme lösen. Moormann zum FNP-Regal: „Da leuchten mir auch nach 30 Jahren noch die Augen. Ein typisches Beispiel für gelungenes, nachhaltiges Design, weil es viele Grundbedürfnisse erfüllt. Es bringt Ordnung rein, nimmt sich selber zurück, denn letztlich ist der Inhalt wichtiger. Es ist ökologisch und ökonomisch perfekt.“

Viel Inhalt, wenig Regal. Regalseiten und Tablare werden lediglich im Verbund mit Aluminium-Schienen stabilisiert, wodurch die Transparenz in den Vordergrund rückt, im Nachhinein jederzeit erweiter – und wandelbar. Letzteres gilt auch für Seiltänzer und Schrankone. 

Beim Seiltänzer halten tatsächlich Seile die fast schwebend leicht erscheinenden Tischplatten und Beine zusammen, unsichtbare Raffinesse auf engstem Raum.

Schrank ohne Schrauben

Beim Schrankone, eben dem Schrank ohne, müssen die Schrauben draussen bleiben. Der Schrank fühlt sich nur von Magneten angezogen. Verblüffend. So einfach eben, dass ihn auch mal IKEA nachahmte – und das Produkt nach dem Urteilsspruch des BGH wieder aus dem Programm nehmen musste. 

Die „Elk-Köpfe“, welche er in einer äusserst amüsanten Fabel „Der Elch und die lieben Böcklein“ veräppelte – Moorman taucht darin als anarchisch-witziger Almhirt auf – fanden das nicht ganz so spassig.

Seinen Humor hat er dennoch behalten und aus einem Almhirt ist doch tatsächlich noch eine Art Almwirt geworden. Sein letzter Streich heisst nämlich „berge“.

Anarchisch-rustikales Berge-Gasthaus

Gesucht wurde eine Lagerhalle. Die denkmalgeschützte ehemalige Hofbäckerei war derart baufällig, dass man notfallmässig das Dach ausbessern musste. Dann „hörte Moormann dem Haus zu“ und ihm dämmerte, dass sich hier eine ganz andere Gelegenheit bot. „Hier erkennt man auf wunderbare Weise unsere Philosophie von Echtheit und Authentizität.“ Das Haus, welches inzwischen 16 mehrfach prämierte Studios und Appartements von bis zu 140m2 umfasst, bietet freigelegte steinerne Kunstwerke, alte Dielen und lehmverputze Wände. Das sind die Referenzen an Bayern, darin finden sich nun Räume, gestaltet aus einem Stilmix von modern-leichten Moormann Möbeln, die eine verspielt-gewitzte Wohligkeit in das anarchisch-rustikale Umfeld zaubern. 

Willkommen im Moormann-Kosmos.

  • Berge - Schlafzimmer im Vorderstöbchen.
  • Gästhaus Berge - Moormann Strassenfeger - Egal
  • Berge - Moormann K3 Bett - Küche
  • Gästehaus Berge - Gipfelstörmer

www.moormann.de
Nils Holger Moormann GmbH
An der Festhalle 2, 83229 Aschau im Chiemgau, Germany

www.moormann-berge.de
Gästehaus berge. Nils Holger Moormann
Kampenwandstraße 85, 83229 Aschau im Chiemgau, Germany

Words: Daniel Chardon

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