Unterschwarzachhof: Die Gastgeber Jacky und Toni Hasenauer

In den 1990ern flüchtete sie von Bosnien nach Österreich, heute betreibt Jacky Hasenauer mit ihrem Mann Toni in Saalbach-Hinterglemm u. a. den Unterschwarzachhof, ein 4 Sterne Superior Hotel. Das Gastgeben liegt ihr im Blut. Aber nicht nur das.

1992 war es, im damaligen Jugoslawien, als ein knapp 18-jähriges Mädchen von ihrer Mutter in einen Bus gesetzt wurde. Dort, wo heute Bosnien ist, war damals Krieg. Die Menschen flohen in Scharen. Unter ihnen war auch Jacky. Ohne ein Wort Italienisch im Kopf, landete das Mädchen in Italien, denn dort war auch einer ihrer Brüder. Aber sie blieb nicht lange und zog weiter nach Österreich, wie viele andere auch. Damals hätte wohl niemand gedacht, dass sie dort, in einem kleinen Dorf namens Saalbach-Hinterglemm, ihre zweite Heimat finden würde.

Jacky + Toni vom Unterschwarzachhof

Eine große Rolle spielte dabei ein junger Mann: Toni Hasenauer. Für seine Familie, die mehrere Betriebe im Ort hatte, fing die junge Jacky an zu arbeiten. Zuerst wusch sie ab, dann machte sie Zimmer, dann wurde sie im Service eingesetzt. Sie arbeitete gerne. „Und dann hat meine Frau schnell Deutsch gelernt und als sie an der Bar gearbeitet hat, bin ich oft unter einem Vorwand reingegangen, um sie sehen zu können“, erinnert sich Toni. Die beiden verliebten sich und schon bald zeigte sich: Die Jacky kann gut mit den Gästen.

Verliebt in Details

Heute ist Jacky Hasenauer jedem in Saalbach-Hinterglemm ein Begriff. Gemeinsam mit ihrem Mann führt sie hier mehrere erfolgreiche Häuser: das 4 Sterne Superior Hotel Unterschwarzachhof, ein Luxus-Chalet am Berg (die Schmiedalm), eine Selbstversorgerhütte und einen eigenen Bio-Bauernhof, der viele Betriebe der Umgebung direkt mit Milch und Käse beliefert. Außerdem gibt es „den Schwarzacher“, ein gutes Restaurant, das im Winter beliebte Après-Ski-Location ist, in der bis zu 500 Leute Platz finden – auch Hochzeiten werden dort gerne gefeiert. Wer diese Orte aufsucht, dem fällt sofort das Interieur-Design auf. Es ist ein Mix aus modernem Alpin-Style und internationalen Design-Elementen: Man findet hier aufwendige Blumenarrangements, edle Stoffe, hochwertige Duftkerzen. Dafür verantwortlich ist Jacky persönlich, denn das Innendesign ist, neben der Gastgeberei, ihre große Leidenschaft: „Ich bin in Details verliebt. Und inspirieren lasse ich mich am liebsten auf Reisen“, sagt sie mit ihrem bosnischen Akzent, der sich vermischt mit dem Salzburger Dialekt besonders charmant anhört. Kaum eine Designmesse lässt sie aus. Die Frau hat nicht nur ein Gespür für Menschen, sondern auch für schöne Dinge. Und Mode: Mitarbeiterinnen tragen zum Beispiel Kreationen der Designerin Lena Hoschek. Jackys Yoga-Outfits kommen so gut an, dass sie sie mittlerweile auch in kleinem Rahmen verkauft. Nicht selten gibt sie ihren Gästen Interior- und Modetipps.

„Wir beide haben Visionen“

Ein kleines Imperium haben sich die Hasenauers in den letzten 20 Jahren aufgebaut. Die Voraussetzungen waren zwar gut – 1999 übernahmen sie von Tonis Eltern die Pension, die sie sukzessive erweiterten. Aber einfach war es keineswegs: „Großbauer heiratet Flüchtling, hat es damals immer geheißen. Ich war eine Zua’graste und habe mich anpassen müssen,“ sagt Jacky. Als sie die Pension umbauten, schliefen sie im Keller auf einer Matratze, weil es noch kein Schlafzimmer gab. Mit dem Umbau gingen sie ein Risiko ein, denn sie dachten von Anfang an groß: „Wir beide haben Visionen, wobei mir Qualität besonders wichtig ist. Und der Toni sagt immer: Wenn ma schon bauen, dann g’scheit.“ 2007 folgte der nächste Ausbau, dann kam das Mitarbeiterhaus, das über weitaus mehr Annehmlichkeiten und Extras verfügt als so manch anderes: „Es ist nicht mehr so einfach, gute Mitarbeiter zu bekommen, deswegen bieten wir ihnen viel.“ Die Ansprüche der Hasenauers sind hoch. In jeder Hinsicht. An die Mitarbeiter, die Kulinarik, das Design – und an sich selbst. Das wissen die Gäste – darunter einige namhafte – sehr zu schätzen.

Über das Gastgeber-Gen der Jacky H.

Bei allem Erfolg vergisst Jacky nie ihre Wurzeln. Damit einher geht eine gewisse Dankbarkeit. Denn sie ist sich sehr wohl darüber bewusst, dass es andere noch viel schwerer hatten. Sie zählte zu den, wie sie sagt, „glücklicheren Flüchtlingen“ und eine von den ersten, die raus durften aus dem Land, das bald in drei geteilt werden sollte. Die Familie ihres Mannes hatte sie von Anfang an angenommen. Viele ihrer Geschwister – insgesamt waren sie neun – leben in der Nähe und unterstützen sie, wo es geht. „Das ist das Geheimnis meines Erfolgs“, sagt sie. Und dann verfügt sie noch über dieses Gastgeber-Talent, das sie hier Tag für Tag ausleben kann. Sie macht mit ihren Gästen Yoga am Berg, führt sie in die Künste der Butterherstellung und des Brotbackens ein und frühstückt mit ihnen ausgiebig auf der Alm. Sie schafft es, die Gäste in eine Art Wohlfühl-Kokon einzuweben. Das schafft Bindung. „Meine Frau hat die Gabe, dass sie die Gäste alle erkennt. Auch Leute, mit denen sie nur einmal gesprochen hat,“ sagt Toni über Jacky.

Ja, die Hasenauers vom Unterschwarzachhof haben sich viel aufgebaut. Aber sich auf den Lorbeeren auszuruhen, das kommt nicht in Frage. „Die Zeit bleibt nicht stehen und man muss sich in alle Richtungen weiterentwickeln“, so Jacky. „Die Gäste erwarten sich das.“ Und mit den Gästen kann sie gut, die Jacky. Unter anderem.

www.unterschwarzach.at
Hotel Unterschwarzachhof und die Schmiedalm
5754 Saalbach Hinterglemm | Salzburg | Austria

Martha Mikklin

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