In einer von Bildern überfüllten Real- und Digital-Welt aufzufallen, scheint immer schwieriger. Und dennoch beweist die photoSCHWEIZ Jahr für Jahr, wie Fotografen uns mit ihren realen, inzwischen auch KI-angereicherten Fotos, begeistern und nicht nur unsere Augen in Schwingung versetzen. In einer Welt von 1000, wenn nicht gar Millionen Möglichkeiten, ist manchmal die Reduktion in Form, Farbe oder Detail wegweisend. In unseren vorgefertigten Bild- und Kopfwelten denken wir, wir hätten alles gesehen – und haben dabei die Kunst übersehen. 250 Fotografen führen uns diese im Kongresshaus Zürich während fünf Tagen wieder vor Augen und lockten 2024 damit 25’000 Besucher an.
20 Jahre photoSCHWEIZ: Vom 7. – 11. Februar 2025 im Kongresshaus Zürich
Hier ein kleiner Vorgeschmack und eine persönliche Auswahl:
Laura Zalenga: Intime Selbst-Portraits mit gesellschaftlicher Tiefe
Die deutsche Fotografin Laura Zalenga (*1990), heute in Rotterdam lebend, erlangte mit ihrer klaren Bildsprache internationale Anerkennung. In ihren (Selbst-)Portraits setzt sie sich mit Körper, Raum und sozialen Themen auseinander. Sie arbeitete bereits mit Marken wie Adobe, Disney und Sony und gehört zu den prägenden Stimmen der zeitgenössischen Fotografie.
Ihre fortlaufende Serie von Selbst-Portraits erstreckt sich über mehr als ein Jahrzehnt. Zalenga nutzt ihren Körper als Medium, um Themen wie Schönheitsideale, Gender, mentale Gesundheit und Klimawandel zu reflektieren. Durch Nähe, Distanz oder Verdeckung abstrahiert sie ihr eigenes Bild, schafft jedoch gleichzeitig eine berührende, fast anonyme Intimität.

Aaron Schwartz

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Paul Cupido: Zwischen Natur, Fotografie und japanischer Philosophie
Paul Cupidos tiefe Verbundenheit zur Natur wurzelt in seiner Kindheit auf der niederländischen Insel Terschelling. Dort prägten ihn die Gezeiten und der Mondzyklus als Sinnbilder der Vergänglichkeit. Neben der japanischen Fotografie inspirierten ihn auch seine Reisen nach Japan, wo insbesondere das philosophische Konzept des Mu – eine Leere voller Potenzial – sein Schaffen durchdringt.
Seine minimalistischen, poetischen Kompositionen in Landschaft, Porträt und Stillleben laden dazu ein, über das Sichtbare hinauszublicken. Dabei legt er größten Wert auf Druckqualität und Papierwahl. Cupidos Arbeitsweise ist von Intuition geprägt: Er fotografiert auf Reisen ausgiebig, reflektiert später über das Material und entdeckt durch die kreative Kombination scheinbar unzusammenhängender Bilder immer wieder neue Bedeutungen.

Delaor Ali: Kunst zwischen Gesellschaft und neuen Medien
Delaor Ali, 25, geboren in Zürich mit kurdischen Wurzeln, studiert Art Education an der Zürcher Hochschule der Künste. In seiner künstlerischen Arbeit setzt er sich mit gesellschaftlichen Themen auseinander und erforscht das Potenzial neuer Medien.
Seine fotografische Serie Plastic People hinterfragt die Wirkung sozialer Medien auf unsere Identität. Schaufensterpuppen symbolisieren dabei die idealisierte Selbstdarstellung und die zunehmende Kommerzialisierung des Individuums. Ali thematisiert das Spannungsfeld zwischen Schein und Sein und beleuchtet den Identitätsverlust in einer digital geprägten Gesellschaft.

Samuel Andres Asuncion: Ästhetik trifft auf kulturelle Vielfalt
Mit philippinischen Wurzeln und einer Kindheit in Zürich verbindet Samuel Andres Asuncion präzise Ästhetik mit kultureller Vielfalt. Seine Fotografie fängt authentische Momente ein, während High Fashion und Videografie ihm kreative Freiheit bieten. Neben seiner künstlerischen Arbeit leitet er die UMC Kampfkunstschule, die seine Werte als Krieger prägt.
Für die Modekollektion Rebirth: Botanical Convergence von Vanessa Berger inszeniert Asuncion die Verschmelzung von Kultur, Natur und Mythologie. Inspiriert vom thailändischen Schattenspiel vereint der erste Look asiatische Drapierungen mit avantgardistischen Formen. Der zweite Look, Soul-Lotus, verkörpert Reinheit durch eine schwarze Silhouette mit kaktusähnlichen Details.

Ana Chacón: Zwischen Fotografie und künstlicher Intelligenz
Ana Chacón, Grafikdesignerin und Produktfotografin, lebt seit vier Jahren in Zürich. Sie erschafft Fine-Art-Werke aus KI-generierten Fotografien, die mit realistischer Ästhetik und künstlerischer Kreativität verschmelzen. Ihr Ziel: die Verbindung von klassischer Fotografie und künstlicher Intelligenz weiterzuentwickeln.
Ihre aktuelle Serie zelebriert die faszinierende Artenvielfalt der amerikanischen Tropen in einem surrealen Licht. Ikonische Wildtiere erscheinen inmitten leuchtend pinker Pflanzenwelt – eine Hommage an die fragile Schönheit dieser Ökosysteme und ein eindringlicher Appell zum Schutz bedrohter Arten.

Melchior Imboden: Grafik, Fotografie und die Kraft des Portraits
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Robert Frank
Er zählt zu den bedeutendsten Fotografen unserer Zeit. Mit seinem Buch «The Americans» hat er Geschichte geschrieben. Als eine Art Roadmovie entwirft es ein düsteres Gesellschaftsporträt, das damals ganz Amerika aufschreckte. In den heutigen Zeiten von Chaos lohnt es sich, nochmals einen Blick auf seine Bilder zu werfen. Sie zeigen sowohl Hoffnung als auch Schattenseiten des amerikanischen Traumes.
Fotobuch «The Americans»
Robert Frank, Jack Kerouac: «The Americans», Aperture Edition, 2024.
Filme von Robert Frank
«Robert Frank in Conversation with Clark Winter: 10 Films», DVD, Steidl Verlag, 2024.
photoSCHWEIZ 25
Fr 07. – Di 11. Februar 2025
Kongresshaus Zürich
Claridenstrasse 5, 8002 Zürich
Öffnungszeiten:
11.00 – 20.00 Uhr
Tickets: online kaufen
Tageseintritt: CHF 27.50
5-Tages-Pass: CHF75.00
