Das Schweizer Unternehmen USM produziert mit seinem Möbelbausystem USM Haller seit über 50 Jahren einen Designklassiker. Entstanden sind die Möbel aus der Not heraus.

Sie ist rund, hat sechs Gewinde und misst nur 2,5 Zentimeter Durchmesser. Als Kind, erinnert sich Alexander Schärer, habe er sie als Murmel benutzt. Da sei dieser 100 Meter lange unterirdische Verbindungstunnel zwischen Produktionshalle und Büro gewesen, der im Falle einer Atombombe den Arbeitern ermöglicht hätte, aus der Produktion in den Bunker unterhalb des Büros zu fliehen. Schärer: „Wenn man die Kugel mit dem richtigen Drall auf die Wand geworfen hat, ist sie den ganzen Tunnel bis zum Ende gerollt.“
Schärer, Jahrgang 1965, ist mittlerweile 53 Jahre alt und CEO von USM. In seinem Geburtsjahr begann die Erfolgsgeschichte der Metallmurmel, die mittlerweile weltweit Regale in Arztpraxen, Banken, Museen, Butiken und Hotels zusammenhält. Sie ist das Herzstück des Möbelbausystems USM Haller, welches die verchromten Rohre mit den pulverbeschichteten Metallplatten verbindet.
Von der Schlosserei…
Ulrich Schärer Münsingen, kurz USM, ist Anfang der 1960er Jahre eine einfache Schlosserei am Bahnhofsplatz im Zentrum der 10000-Seelen-Gemeinde im Kanton Bern. Im Sommer schmoren dort Arbeiter als auch Angestellte bei 40 Grad Raumtemperatur in der Werkstatt. 1961 tritt Paul Schärer junior, frisch gebackener Diplom-Ingenieur und Enkel des Firmengründers Ulrich Schärer, in den Familienbetrieb ein. Seine erste große Amtshandlung: Er will die Arbeitsprozesse optimieren und lässt deswegen die Fabrik samt Büro auf der grünen Wiese vor den Toren Münsingens neu errichten. Architekt für beides wird Fritz Haller aus Solothurn. Den damals 28-jährigen Schärer und 37-jährigen Haller vereint ein ähnlicher Geschmack: modern und schlicht im Stile von Mies van der Rohe sollen die neuen Gebäude sein. Sie lassen im Pavillon, wie das Bürogebäude genannt wird, Kabelschächte verlegen und rüsten ihn mit einer Klimaanlage aus – es war die erste Klimaanlage im ganzen Aare-Tal.
…zum Metall-Möbel-Designer
Was dem eleganten Gebäude allerdings noch fehlt, ist ein ebensolches Mobiliar. Sie beschließen die Möbel selbst zu entwerfen. Zwei Jahre lang tüfteln Paul und Fritz an den Metallmöbeln und richten damit ihr Büro ein. Büro und Einrichtung kosten für damalige Verhältnisse unglaublich viel Geld. Die Firma muss eine Hypothek aufnehmen. Es gibt Streit in der Familie. Der hat aber auch sein Gutes, denn er führt dazu, dass Paul Schärer nach und nach die Firmenanteile seiner Cousins und Schwester übernimmt. Alexander Schärer: „Rückwirkend war der Pavillon die beste Investition, denn ohne ihn wäre das Möbelbausystem nie entstanden.“ Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Bis ins “Moma” in New York
Aus der 1885 gegründeten Schlosserei und Eisenwarenhandlung, die ursprünglich Grabkreuze, Geländer und „Cylinderofen“ baut sowie Fensterverschlüsse für Schreinerbetriebe produziert, ist nun ein Möbelhersteller geworden. 1991 stellt USM die Produktion der Fensterverschlüsse ganz ein. Das Museum of Modern Art (MoMa) in New York lässt mit USM nicht nur seine Büroräume ausstaffieren, sondern nimmt das USM Möbelbausystem Haller 2001 auch als Designklassiker in die permanente Sammlung auf.
Mit dem The Omnia Hotel in Zermatt hat der Möbelbauer sogar sein eigenes Hotel maßgeblich mit USM ausgestattet: Vom Wagen für das Putzpersonal über die Sideboards bis zum Empfangstresen ist alles von USM.
www.usm.com
USM U. Schärer Söhne AG, 3110 Münsingen | Switzerland
www.the-omnia.com
THE OMNIA, 3920 Zermatt
Words: Geraldine Friedrich