Bike-Manaufakturen verbinden Velomechanik und Velokunst. Nino Jäger und sein Gorilla Urban Cycling sind eines ihrer Aushängeschilder. Ziel ist es, Design mit Funktionalität, Zweck, Wartung und Freude in Einklang zu bringen. Ausgehend von der Velokurierbewegung ging und geht es im urbanen Raum vor allem darum, das Velo auf das Minimum zu reduzieren.
Nino: “Ich schaute mich bei alten Konzepten aus den 60er Jahren um. Da wurde das Velo für den Stadtverkehr konzipiert. Ich stiess auf die 2-Gang Kickshift-Schaltung mit Rücktritt, erweiterte diese mit dem Schweizer Patent der Tretlagerschaltung aus den 90er Jahren, wo man die Schaltung per Fuss im Tretlager versteckt. Dazu eine Nabenschaltung im Hinterrad und schon habe ich eine 4-bis 10-Gang-Schaltung.
So habe ich in wenigen Jahren das Konzept des minimalisierten Velos perfektioniert, das ausschaut wie ein Fixie (Starrlauf), aber mit dem Komfort eines normalen Velos ausgestattet ist.
Neben der Funktionalität ist aber auch das Fahrgefühl bei Gorilla-Bikes anders. Dank der Geometrie des Rahmens von Bahnrädern ist der Abstand zwischen Sattel und Lenkstange geringer als bei normalen Velos. So sitzt man aufrechter.
Das war die Basis. Dann war wichtig, Komponenten aus traditionsreichen Veloländern zu haben. Inzwischen produzieren wir unsere Rahmen auch im Aargau und in Bern. Kunden aus dem In- und Ausland sind bereit, für Swissness oder wenigstens europäische Qualität zu bezahlen. Nächster Schritt war die Veredelung und Verwendung von nasslackierten Rahmen. Das brauchte Zeit und Überzeugung, brachte aber mehr Vielfalt und Qualität.
Zu guter Letzt ist Individualität entscheidend. Wir haben ein cleveres Schubladensystem entwickelt, aus dem sich der Kunde bedienen und sein persönliches Fahrrad zusammenstellen kann.
In vier Jahren habe ich noch nie zweimal das gleiche Velo zusammengebaut!
Ich habe gemerkt, da habe ich Talent. Kunden kommen auch mit alten Velos vom Grossvater zu uns. Dann schrauben wir alles auseinander, putzen, sandstrahlen, lackieren und setzen es mit neuen Komponenten zusammen. Oder es kommen Kunden, die ihr “Velo ab der Stange” veredeln wollen, zB mit handgenähten Lenkergriffen aus Leder.
Inzwischen haben wir uns mit unserem Konzept einen Namen gemacht. Weltweit ist hier eine Entwicklung in Gang, Velos erarbeiten sich einen immer höheren Stellenwert. Aus Bangkok oder Tokyo bestellen Leute einen Gorilla-Rahmen.
Um Urban Cycling baut sich so langsam eine New Economy auf.
Jetzt warten wir auf Phase 2, wo Investoren einsteigen. Vorerst bedanken sich unsere Kunden bei uns mit Emails, dass sie ein solch schönes Velo fahren dürfen. Das motiviert uns täglich.“