Andere bezeichnen ihre Kreationen als außerirdisch, sie selber nennt sie unkonventionell, detailverliebt und alles andere als minimalistisch. Oft bestehen sie aus modefremden Materialien – und immer haben sie etwas zu sagen.
Die Arbeit eines Modedesigners stellen sich die meisten vermutlich so vor: Da sitzt jemand an einem Tisch, der aus Stoffen Kleidung entwirft, die die Leute dann gerne tragen. Ist in vielen Fällen sicher auch so. Bei Laura Krettek allerdings nicht. Die 27-jährige deutsche Designerin – 2016 hat sie ihr Studium am „College of Applied Arts“ in Schneeberg abgeschlossen – tickt anders. Sie macht Mode, die weder bequem noch ein schnelles Konsumgut sein soll. Ihre Teile sind aufwendige Kunstwerke. Progressiv, avantgardistisch, teilweise amorph, „das Gegenteil von minimalistisch“, wie sie sagt. Sie bestehen aus Materialien, die sie erst selber erschafft. Diese Tendenz zur Dekadenz ist in Zeiten, in denen Minimalismus für viele zur Maxime geworden ist, schon eine kleine Revolution. Aber die Ausschweifung ist bei Laura Krettek keineswegs Selbstzweck. Es steckt mehr dahinter.
INTER | ACTION: was motivated by the experimental investigation of the interaction between human, material and form. Fashion Meets Art
Laura Krettek und die Experimente mit Beton, Carbon und Fahrradschläuchen.
Während viele Designer auf etablierte Textilien und Materialien zurückgreifen, geht Laura Krettek einen Schritt zurück: „Ich experimentiere gerne und lange, wenn ich Strukturen oder Stoffe erschaffe. Am liebsten benutze ich modefremde Materialien wie Beton, Carbon, alte Fahrradschläuche.“ In ihrer Zeit in Schweden, wo sie an der Swedish School of Textile studiert hat, hat sie eine Kollektion aus aufgeschlitzten, mit Acryl beschichteten Fahrradschläuchen entworfen. Die Stücke sahen aus, als würden sie aus Schlangenhäuten bestehen. „Die Mimicry Collection war eine Rebellion gegen den Einsatz von tierischen Produkten wie Leder und Pelz.“
Die Inter I Action Collection basierte auf Experimenten mit Beton, Eisenpulver und Acryl. Dadurch entstand die Illusion von Weichheit, die in Wirklichkeit keine ist. „Die Teile sehen weich aus und fühlen sich beklemmend an“, sagt sie. Laura Krettek liebt es zu täuschen, verstören und zu überraschen. Aber auf eine sympathische, unaufdringliche Art und Weise: Sie provoziert und bleibt dabei stets freundlich. Sie geht neue Pfade, ohne belanglos zu werden, wie sie es ausdrückt. Ihre Pläne? Abgesehen von der anstehenden Accessoire-Kollektion will die Science-Fiction-Liebhaberin im Film- und Theaterbereich Fuß fassen. „Science-Fiction-Filme wie Star Wars oder Das fünfte Element liebe ich nicht zuletzt wegen des Kostümdesigns.
LAURAMO by Laura Krettek
Master of Arts in Fashion Design
01589 Riesa, Germany
lauramo.de