Heiner Oberrauch CEO Salewa

Salewa-Gründer Heiner Oberrauch

Hauptsitz der Firma Oberalp-Salewa Kletterpalast.
Hauptsitz der Firma Oberalp-Salewa Kletterpalast.

Der mit den Bergen tanzt

Heiner Oberrauch – ein Name, der symbolhaft für den wirtschaftlichen Erfolg von Südtirol in den letzten 20 Jahren steht. Symbolhaft auch das Firmengebäude, welches jeder Autofahrer aus dem Norden passiert, wenn er vom Brenner Richtung Süden fährt. 48m hoch ragt der gläserne Kletterpalast gen Himmel und birgt mit dem Hautpsitz der Firma Oberalp-Salewa einige Überraschungen in sich. Der gute Ruf des Chefs eilt voraus: ein Naturbursche, angetrieben von der Leidenschaft für den Bergsport, hochangesehen nicht nur im Südtirol.

«Unser Vater, ein begnadeter Kaufmann, baute uns 1977, als Sportgeschäfte meist 100m2 Fläche umfassten, ein solches von knapp 1’000m2, die Sportler AG. Mein Bruder und ich sprühten vor Energie, nach drei Jahren entschieden wir, dass ich, der jüngere, mich um den Import von Sportwaren nach Italien kümmere. Unser Vorteil war, dass wir als Südtiroler zweisprachig aufwuchsen und die deutsche wie die italienische Kultur verstehen. 1981 gründeten wir die Oberalp. Damals verrückte Kerle, die mit Skiern die Berge bestiegen, hatten wir das Glück, dass das Skibergsteigen seit nunmehr 30 Jahren einen einzigartigen Höhenflug erleben durfte.»

Was steckt hinter dem Erfolg, welcher ein Unternehmen mit 10 Mio. Umsatz auf ein solches mit mehr als 200 Mio. Umsatz katapultierte?

«Zahlen haben mich nie besonders interessiert, die Menschen schon. Ich durfte früh Führungserfahrung sammeln, Fehler machen. Ich bin mit meinen Mitarbeitern per Du, verbringe mit diesen auch einmal einen Abend im Ferienhaus. Ich versuche Verantwortung zu übertragen, sie sollen Risiken übernehmen. Am wichtigsten aber sind die wohl die Werte, der Respekt vor den Menschen. Das schliesst auch ein Projekt ein, bei welchem Flüchtlinge im hauseigenen Salewa-Garten den biologischen Gemüseanbau lernen.»

Was lernt man in den Bergen?

«Man lernt Risiken einzugehen, aber kalkuliert. Angst zu überwinden – und Respekt vor Mutter Natur. Berge sind eine Lebensschule, jeder der in die Berge geht, spürt, wie klein wir Menschen sind, und das ist gut. Gemeinsam schwitzen, ist auch ein Firmenmotto – und das zelebrieren wir im Firmenausflug alle fünf Jahre, wo wir die Firma Salewa für mehrere Tage schliessen und an dem mehrere hundert Mitarbeiter teilnehmen. Da übernachten wir in Zelten, treiben gemeinsam Sport. Das letzte Mal brauchte ich danach zwei Tage Urlaub, weil wir auch richtig feiern (lacht).»

Das Ursprüngliche erleben?

«Die Berge zwingen einen zur Einfachheit, auch zum Verzicht – das gemeinsame Gipfelerlebnis verdoppelt dann den Genuss. Persönlich will ich das noch weiterentwickeln, habe nicht nur die alte Haselburg ob Bozen, sondern auch ein Bauernhaus aus dem 15. Jahrhundert, nahe Tiers restauriert. Am Ritten bin ich dabei für meine dritte Lebensphase einen autarken Hof zu führen. Da werde ich persönlich kochen. Dinge, die wir selber produzieren. Da habe ich gerade letzthin mit Sohn Peter die ersten Fische aus dem eigenen Weiher geräuchert. Am Berg braucht man nicht viel, um glücklich zu sein, ein Brot, einen guten Käse und eine Flasche Wein.»

Simon Gietl an der Cima Scotoni Westwand: Simon - Gerry Route: 21 Seillängen mit Schwierigkeitsgrad 8+.
Simon Gietl an der Cima Scotoni Westwand: Simon – Gerry Route: 21 Seillängen mit Schwierigkeitsgrad 8+.
Das Ursprüngliche ist Ihnen wichtig?

«Ja. Das machten wir auch mit der Lodenwelt in Vintl, wo wir den Tiroler Urstoff, den Loden, besonders in den Fokus stellen – mit Museum, Manufaktur und Geschäft. Seit sechs Generationen kümmert sich meine Familie um den Loden. Angeschlossen ist Capriz, eine Feinkäserei, wo wir unseren eigenen Ziegenkäse herstellen.»

Was waren rückblickend die persönlichen Meilensteine?

«Grundsätzlich immer die Begegnung mit Menschen. Es braucht immer die Menschen mit dem Gespür, dem 6. Sinn, zB für das beste Schuhwerk, diese muss man finden und für eine Zusammenarbeit begeistern. Was die Produkte betrifft… da war das erste Leichtzelt. Die Goretex-Fabrik in Rumänien, wir waren die ersten, welche Fleece nach Europa importiert haben. Auch die Dynafit-Akquisition ergab sich aus der persönlichen Erfahrung des Skibergsteigens. Wir haben wohl immer wieder die richtigen Kundenbedürfnisse vorweggenommen. Immer leichtere Ausrüstung, um dadurch leichter die Berge zu erklimmen. Mit race, speedtouring, freeriden – in Kombination mit der Suche nach der Natur konnten wir uns kontinuierlich positiv entwickeln.»

Montagestation. Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen
Digitalisierung und Handel im Wandel?

«Den gab es immer. Widersetzen hilft da wenig. Die Menschen bleiben, die Methoden ändern sich. Ich war selbst Einzelhändler und bin deshalb auch mit ihm verbunden, den freien Sporthandel kennen wir ja nur in Europa. In Asien und USA haben alle ihre eigenen Salewa Stores. Wir müssen den Endkonsumenten im Auge behalten. Beratung geht heute online und im Geschäft. Verkauft wird auch über beide Kanäle. Der Trend geht hin zum Showroom, wo man die Produkte auswählt – und sich nach Hause schicken lässt. Als neugieriger Mensch sehe ich den Umbruch immer als Chance.»

Wieso ein so verrücktes Hauptquartier?

«Auch hier geht es um die einfachen Dinge, um die Frage, was macht im Leben Sinn! Ein Kindergarten für die Mitarbeiter, ein Garten zum Entspannen und ein Restaurant, wo ich preiswert so gut essen kann wie zu Hause. Der Bergkristall inspirierte mich und die Architekten, was das ausserordentliche Design anbelangt. Es kam dann die grösste, öffentlich zugängliche Kletterhalle Italiens hinzu. Und: Nachhaltigkeit müssen wir auch vorleben. Mit der Kernaktivierung haben wir ein sehr schonendes Heiz-Kühl-System integriert. Zusammen mit der grössten Photovoltaikanlage Südtirols produziert das Haus, welches auch ein riesiges Hochregallager beinhaltet, mehr Strom als es verbraucht.»

Die nächste Landmark?

«(lacht)…ist in Planung. Die Salewa und Dynafit-Zentrale in Kiefersfelden an der deutsch-österreichischen Grenze, soll ein ähnlicher Meilenstein werden.»

WWW.SALEWA.COM
OBERALP SPA
39100 BOZEN | SÜDTIROL | ITALY

Daniel Chardon
Daniel Chardon

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